Wie du als Leser dieses Blogs wahrscheinlich weißt, trainiere ich schon recht lange eine chinesische Kampfkunst namens Wing Chun. (Falls du nicht so genau weißt, was das ist, dann kannst du das hier nachlesen: Wing Chun – ein chinesischer Kung-Fu-Stil)
Doch warum trainiere ich schon so lange Wing Chun? Was reizt mich an dieser Kampfkunst? Was macht Wing Chun für mich so besonders?
Für mich gibt es drei sehr starke Gründe dafür, warum ich nach so vielen Jahren immer noch Wing Chun trainiere – und zwar in der Regel 5 bis 10 Stunden die Woche (zusätzlich zu meinem Training in Eskrima und Panantukan) …
Warum trainiere ich Wing Chun?
Ich habe also drei Gründe dafür, warum ich immer noch so viel Wing Chun trainiere. Und zwar:
- Ich trainiere dadurch gleichzeitig Kampfkunst UND Selbstverteidigung.
- Ich konzentriere mich dabei immer wieder sogar auf kleinste Details.
- Vor allem das Wing Chun als innere Kampfkunst tut viel Gutes für meine Gesundheit.
Doch schauen wir uns diese drei Punkte etwas genauer an …
Grund #1
Ich trainiere Kampfkunst UND Selbstverteidigung
Ist man bloß an reiner Selbstverteidigung interessiert, dann gibt es wahrscheinlich Kampfsysteme, die einen schneller ans Ziel bringen. Ich finde zum Beispiel auch, dass Anfänger im Panantukan in punkto Selbstverteidigungsfähigkeit viel schnellere Fortschritte machen als Anfänger im Wing Chun. (übrigens kannst du auch Panantukan bei uns lernen)
Allerdings: Irgendwann holt man mit Wing Chun auf. Und da es eine so umfassende und ausgeklügelte Kampfkunst ist, kann man bei entsprechend intensivem Training mit der Zeit nicht nur aufholen, sondern andere sogar überholen.
Der Nachteil ist nur, dass es anfangs halt etwas länger dauert, bis man sich mit Wing Chun realistisch betrachtet verteidigen kann.
Obwohl: Man könnte Wing Chun theoretisch so trainieren, dass man sich möglichst rasch verteidigen kann. Dann müsste man aber anfangs einige Dinge aus seinem Trainingsplan streichen – und zwar das Formentraining und auch das Dan Chi und das Poon Sao.
Denn auch wenn diese Dinge mit der Zeit extrem wichtig sind im Wing Chun – ein Anfänger hat davon erstmal relativ wenig.
Denn wenn man die Formen hernimmt: Es dauert in der Regel Jahre, bis Formen dem Schüler einen nennenswerten Nutzen bieten. Der durchschnittliche Schüler geht nur ein bis zwei mal die Woche in den Unterricht und trainiert in der Regel zu hause nicht. Würde er das tun, ginge es natürlich bedeutend schneller – aber die meisten tun es halt nicht.
Das ist aber alles nur die kurzfristige Betrachtung. Langfristig gesehen ist Wing Chun eine sehr gute Selbstverteidigung!
Denn du lernst wirklich alles, was du brauchst, um dich in jeder nur erdenklichen Situation verteidigen zu können:
- Du lernst nicht nur im Duellkampf zu bestehen, sondern bist auch besser gegen einen Überfall und in einer so genannten Ritualkampfsituation geschützt. (Was ich genau damit meine, kannst du hier nachlesen).
- Du lernst selbst anzugreifen und, wie du dich nicht nur gegen Faustschläge, sondern auch gegen Ellenbogenangriffe und gegen Tritte verteidigen kannst.
- Außerdem lernst du, wie du es verhinderst, zu Boden gerissen zu werden. Und falls du doch auf dem Boden landest, lernst du auch, wie du dort bestehen kannst und wie du so schnell wie möglich auch wieder vom Boden hoch kommst.
- Und du lernst dich nicht nur gegen einen unbewaffneten einzelnen Gegner zu verteidigen. Auch Kampf gegen mehrere Angreifer und die Verteidigung gegen Hieb- und Stichwaffen ist Teil des Wing Chun – sogar bereits der Schülergrade (siehe auch: Die 12 Schülergrade im Wing Tsun – Diese Dinge lernst du).
Du siehst also: Wing Chun ist nicht nur eine Kampfkunst. Und Wing Chun ist auch mehr als bloße Selbstverteidigung. Es vereint beide Aspekte miteinander.
Grund #2
Ich konzentriere mich im Training auf viele Details
Ich habe mir schon viele unterschiedliche Kampfkünste und auch Kampfsportarten angesehen. Manche davon habe ich mir nur im Rahmen eines Probetrainings angeschaut. Andere allerdings habe ich sogar eine Zeit lang trainiert, wie zum Beispiel Jeet Kune Do. Und speziell Eskrima und Panantukan trainiere ich ja immer noch mit großem Eifer.
Doch eines musste ich dabei feststellen: In den inneren Kampfkünsten – wozu ja Wing Chun im Großen und Ganzen auch zählt – wird viel mehr auf Details geachtet. Im Jeet Kune Do und im Panantukan beispielsweise gibt es ja genauso wie im Wing Chun ein taktiles Reaktionstraining in Form des Trappings bzw. auch in Form des so genannten Hubud-Drills.
Allerdings achtet man dort meiner Erfahrung nach viel weniger auf Details als man das im Wing Chun tut. Auch das wiederum ist für den Anfänger vorteilhaft, weil er sich einfach darauf konzentriert, die Technik durch zuziehen und nicht zu viel darüber nachzudenken.
Wenn man allerdings bereits etwas fortgeschrittener ist, stößt man irgendwann an ein Plateau. Und dann ist es gut, wenn man sich auch auf die Details konzentriert – wie wir es eben auch im Wing Chun machen.
Denn:
Wenn man sich im Training nicht nur auf Geschwindigkeit und Kampfgeist, sondern auch auf die Details konzentriert, dann wird man langfristig richtig gut!
Grund #3
Wing Chun ist eine innere Kampfkunst
Das traditionelle Wing Chun liegt meiner Meinung nach irgendwo in der Mitte zwischen externer und innerer Kampfkunst.
Der Unterschied ist der, dass man sich bei einer externen Kampfkunst bzw. speziell auch beim Kampfsport auf das Außen konzentriert. Im Mittelpunkt stehen Techniken und man achtet zum Beispiel darauf, dass man die Schulter beim Fauststoß mitschwingt und den ganzen Körper hinter den Schlag „wirft“.
Bei einer inneren Kampfkunst geht man wie der Name schon sagt, von innen nach außen. Selbst so Dinge wie die Atmung werden auf einmal wichtig im Training. Und man legt großen Wert auf Achtsamkeit. Man könnte auch sagen: Man agiert statt immer nur zu reagieren, wie das in einer externen Kampfkunst der Fall ist (Ich plane zu diesem Thema noch einen eigenen Beitrag bzw. auch ein Video zu veröffentlichen).
Und zum Beispiel beim Fauststoß konzentriert man sich in einer inneren Kampfkunst eben nicht darauf, dass die Schulter nach vorgeht und man die Ferse nach außen dreht etc. Vielmehr geht es um die innere Manifestation. So beginnt der Fauststoß unten und geht über das Mingmen (Rücken) über die Schulter in das Handgelenk. Und beim Auftreffen der Faust ist der Körper eben nicht mehr angespannt, sondern bereits wieder locker.
Sehr häufig ist auch vom Chi die Rede – also dieser ominösen Energie, von der man zum Beispiel auch im Tai Chi immer wieder spricht (auch Tai Chi habe ich übrigens schon trainiert 🙂 ).
Und es stimmt wirklich: Mit der Zeit spürt man diese Energie förmlich und man tut daher auch viel Gutes für seine Gesundheit.
Allerdings ist das etwas, das ich dir hier schwer vermitteln kann. Man muss es selbst erfahren …
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Doch ich habe geschrieben, dass das traditionelle Wing Chun irgendwo in der Mitte anzusiedeln ist zwischen externer und innerer Kampfkunst. Und es stimmt in fast allen Fällen und in so gut wie allen Verbänden auch. Und unser Mitgliederbereich für Wing Chun (hier klicken) ist ebenfalls so aufgebaut.
Allerdings gibt es in den letzten Jahren einen starken Trend in Richtung innerem Wing Chun. Und vor allem in punkto Gesundheit und auch in punkto „mühelosem“ Kämpfen ist dieser Trend sehr zu begrüßen. Ich selbst habe das Glück, dieses innere Wing Chun ebenso lernen zu können und habe nun begonnen, es in unserem Mitgliederbereich zu integrieren.
Und es hat mir wirklich einen zusätzlichen Motivationsschub verpasst. Es ist wirklich eine tolle Sache und ich kann es jedem nur empfehlen inneres Wing Chun einmal auszuprobieren!
Eine sehr bekannte Übung in den inneren Kampfkünsten ist übrigens das „Stehen wie ein Baum“ oder auch genannt „Stehende Säule“. Dazu habe ich bereits ein Video veröffentlicht: Inneres Wing Chun – Stehen wie ein Baum
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Das waren also die Gründe, warum ich Wing Chun mache. Fehlt noch etwas? Warum machst DU Wing Chun?
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