Im letzten Newsletter habe ich kurz erwähnt, dass wir nun auch Panantukan in unseren Mitgliederbereich für Eskrima aufgenommen haben. Doch was genau versteht man darunter? Außer Insidern in Sachen philippinische Kampfkünste dürfte dieser Begriff ja nur wenigen geläufig sein.
Grob gesagt meint man mit Panantukan die waffenlose Umsetzung der Techniken des Eskrima – also des philippinischen Waffenkampfes (manche sagen zu Eskrima auch Kali oder Arnis).
Doch genau genommen stimmt das nicht ganz …
Panantukan als Teil des Eskrima
Beginnen wir als erstes ganz allgemein beim Eskrima, denn das Panantukan (manche nennen es auch Suntukan) ist eigentlich nichts anderes als ein Teilbereich dieser Kampfkunst.
Doch auch wenn allgemein mit Panantukan die waffenlose Umsetzung der Waffentechniken im Eskrima gemeint ist, so ist das nur teilweise richtig.
Denn streng genommen kennt man auf den Philippinen die waffenlose Kampfkunst mit dem Begriff Pangamut. Allerdings ist dieser spezielle Begriff bei uns in Europa überhaupt nicht verbreitet und daher setzt man das waffenlose Kämpfen im Grunde mit dem Panantukan gleich.
Doch wenn man sich die Übersetzung für Panantukan ansieht, dann erkennt man gleich, dass es wiederum nur ein Teilbereich des waffenlosen Kämpfens sein kann. Denn man übersetzt es mit „Filipino Dirty Boxing“. Und wie der Name schön erkennen lässt, geht es ums Boxen – genauer gesagt um „schmutziges Boxen“, also um Boxen ohne Regeln.
Doch wie du ja sicher weißt, sind Handtechniken in den meisten Kampfkünsten zwar sehr wichtig, doch wir sind keineswegs darauf beschränkt.
Streng genommen besteht die Waffenkampfkunst Eskrima also aus zwei Teilen:
#1 Waffenkampf
Es gibt den Waffenteil, der ganz klar überwiegt und mit dem man auch anfängt zu Beginn.
Damit unterscheidet sich das Eskrima ganz klar von anderen Kampfkünsten wie zum Beispiel dem Wing Chun. Bei letztgenannter Kampfkunst beginnt man nämlich waffenlos und erst nach vielen Jahren des Trainings setzt man die Techniken dann auch mit Waffen um (im Falle des Wing Chun sind das der Langstock und die Doppelmesser).
Im Eskrima allerdings ist das alles anders: Hier beginnt man schon in der allerersten Stunde mit dem Waffentraining. Als Hauptwaffe dient dabei ein Stock mit in der Regel 60 bis 75 cm Länge. Später kommt auch ein Training mit anderen Waffen hinzu wie zum Beispiel mit dem Messer, dem Kubotan, Karambit und der Machete / dem Säbel.
Und auch die Führung von zwei Waffen gleichzeitig kommt nicht zu kurz. Unter anderem übt man mit zwei Stöcken bzw. zwei Messern gleichzeitig. Sehr beliebt ist auch die Kombination Machete und Messer (Espada y Daga genannt).
#2 Pangamut
Sobald man im Umgang mit Stock und Messer bereits gut geschult ist, fängt man damit an, die Waffentechniken auch ohne Waffe in der Hand umzusetzen. Geläufig hierfür ist der philippinische Begriffe „mano mano“ – also Hand gegen Hand.
Besonders wichtig in diesem Zusammenhang sind die Messertechniken sowie das Doppelstocktraining. Mit ein wenig Anpassung lassen sich diese Techniken nämlich fast alle auch ins waffenlose Kämpfen übertragen.
Und ganz ehrlich gesagt: Wahrscheinlich wäre das Pangamut nur halb so gut, wenn man nicht gleichzeitig auch mit Waffen trainieren würde.
Kein Panantukan / Pangamut ohne Eskrima
Mittlerweile ist es bei uns in Europa üblich, dass man Pangamut auch ohne Waffentraining üben kann. Das bedeutet, dass es vielerorts getrennte Klassen gibt für Eskrima (womit dann ausschließlich das Training mit der Waffe gemeint ist) und für Pangamut (auch wenn es die meisten Panantukan nennen, weil es wie gesagt der gebräuchlichere Begriff ist).
Doch das Ganze hat eine große Schwäche: Wie ich es vorhin schon angedeutet habe, kann man im Pangamut nicht wirklich gut werden, wenn man nie mit Waffen trainiert hat. Denn was es im Pangamut im Unterschied zu vielen anderen Kampfkünsten wie dem bereits angesprochenen Wing Chun eben nicht gibt, ist das Training von Formen.
Dieses Formentraining bringt einem Neuling zwar lange Zeit nicht sehr viel. Doch wenn man mal ein gewisses fortgeschrittenes Niveau erreicht hat, dann wirkt sich das Training von Formen extrem positiv aus. Ab einem bestimmten Niveau braucht man einfach dieses detailverliebte Training um noch weiterhin Fortschritte machen zu können.
Und der Ersatz für die Formen ist in meinen Augen eben das Waffentraining. Es bringt nämlich großen Nutzen in Form gesteigerter Schlagkraft, Timing, Bewusstheit und noch vielem mehr. Allein beispielsweise das Doppelstocktraining bringt bereits enormen Nutzen (darüber habe ich im Mitgliederbereich schon kurz geschrieben).
In meinen Augen kommt das Pangamut / Panantukan daher nicht ohne das Waffentraining des Eskrima aus. Zumindest dann nicht, wenn deine Ansprüche höher sind und du diese Kampfkunst wirklich komplett und in allen Facetten erlernen willst.
Übrigens sagt man auch oft, dass in den philippinischen Kampfkünsten die Waffe nichts anderes als ein Ersatz für die leere Hand ist. Die Techniken bleiben also praktisch die selben – ob mit oder ohne Waffe ausgeführt.
Panantukan als Teil des Pangamut
Um jetzt endgültig zu klären was Panantukan ist: Es ist im Grunde genommen nur ein Teilbereich des Pangamut.
Das Pangamut setzt sich nämlich aus drei Teilen zusammen, wobei natürlich das Panantukan am wichtigsten ist und am meisten trainiert wird:
- Panantukan / Suntukan = Filipino Dirty Boxing
- Pananjakman = Filipino Kicking
- Dumog = Filipino Grappling
#1 Panantukan
Das Panantukan wird auch als schmutziges Boxen bezeichnet, da es keine Regeln gibt. Boxen sagt man deshalb dazu, weil die Fauststöße und auch das Bewegen des Körpers sehr an das westliche Boxen erinnern.
Allerdings enden hier die Gemeinsamkeiten, da im Panantukan im Grunde alles erlaubt ist. Man darf also nicht nur Boxen, sondern kann auch die flache Hand einsetzen und mit einem Fingerstich in die Augen angreifen. Außerdem sind Tiefschläge erlaubt und man kann den Ellenbogen und sogar den Kopf für einen Angriff einsetzen.
#2 Pananjakman
Als Pananjakman bezeichnet man die Beintechniken im Pangamut. Einerseits ist dabei das Bewegen generell – also die Schrittarbeit – gemeint. Vor allem meint man damit aber auch das Angreifen in Form von Tritten.
Auch hier ist wieder alles erlaubt – man ist also nicht wie im Kickboxen eingeschränkt und kann daher genauso in die Genitalien treten und versuchen das Knie des Gegners zu verletzen.
#3 Dumog
Das Dumog könnte man mit Grappling übersetzen. Dabei ist aber nicht dieselbe Art des Grapplings gemeint wie im Judo oder Brazilian Jiu Jitsu.
Vielmehr geht es im Dumog um Hebeltechniken und Körpermanipulationen im Stehen. Doch natürlich lässt sich manches davon auch am Boden umsetzen. Nur anders als in den vorhin genannten Kampfkünsten legt man es im Pangamut nicht darauf aus, den Kampf auf den Boden zu verlagern.
Thomas Nuhn meint
Mein Name ist Thomas Nuhn und interessiere mich für Eskrima und Panantukon. Kann nur Solotraining machen. Kann ich trotzdem Eskrima lernen? Wenn ich monatlich bezahle, stehen mir alle Videos zu Verfügung oder nur das erste Modul? Gibt es auch PDF Dateien zum runterladen?
Martin Grünstäudl meint
Hallo Herr Nuhn,
wenn Sie monatlich zahlen, dann steht Ihnen bereits am Anfang eine Menge an Inhalten zur Verfügung wie z.B. Doppelstocktraining, Solotraining Stock & Messer, Selbstverteidigung mittels Kubotan und noch einiges mehr. Nach einem Monat wird dann fast der gesamte Rest freigeschaltet.
Im Eskrima kann man speziell am Anfang sehr vieles alleine trainieren. Speziell mit den Doppelstockübungen / Sinawali-Drills kann man sich sehr lange beschäftigen. Aber auch beim Stock, Messer, Karambit, Kubotan und Sibat / Langstock gibt es einiges allein zu üben. Irgendwann ist ein Trainingspartner natürlich schon sinnvoll. Viele gründen irgendwann eine private Trainingsgruppe, das wäre dann eine gute Möglichkeit um weiterzukommen.
PDF-Dateien gibt es als solche keine zum herunterladen. Es gibt ein paar Textbeiträge in Form von Blogbeiträgen, aber 95% der Inhalte sind Videos.
Beste Grüße
Martin Grünstäudl
Thomas Nuhn meint
Danke für die Antwort. Werde nächsten Monat mich für Eskrima anmelden und werde auch den Selbststverteidigungskurs bestellen.