Filipino Martial Arts (FMA) – also Kampfkünste aus den Philippinen – werden in der Regel gleichgesetzt mit den Waffenkampfkünsten. Und da gibt es wiederum drei Arten oder Systeme, die weltweite Bekanntheit erlangt haben, nämlich Eskrima, Kali und Arnis.
Wobei sich in Europa vor allem das Eskrima etabliert hat und in den angelsächsischen Ländern eher das Kali. Das Arnis ist bei uns eher weniger gebräuchlich – mit Ausnahme vielleicht des Balintawak Arnis.
Ich denke der Grund, warum bei uns in Europa vor allem von Eskrima die Rede ist, ist der, dass es durch die EWTO (also die europäische Wing Tsun Organisation) bei uns etabliert wurde. Wing Chun ist ja vornehmlich eine waffenlose Kampfkunst und man wollte den Schülern die Möglichkeit bieten, auch mit Waffen wie dem Stock und dem Messer trainieren zu können. Deshalb hat man Eskrima als zweite Sparte neben dem Wing Chun angeboten.
(Und wir machen das hier ja auch: Wir bieten in unserem Mitgliederbereich sowohl Wing Chun als auch Eskrima an. Weil es sich wirklich super ergänzt.)
Was ist der Unterschied zwischen
Eskrima, Kali und Arnis?
Du fragst dich vielleicht, was der Unterschied ist zwischen Eskrima, Kali und Arnis.
Und die Wahrheit ist, dass sie im Grunde wohl eher nur Bezeichnungen sind für ein und dasselbe, nämlich für eben diese Filipino Martial Arts (FMA).
Doch einen Unterschied gibt es schon: Eskrima (manchmal liest man übrigens auch Escrima) stammt vom Mittelteil der Philippinen. Die Region dort nennt man Visayas – und da wiederum gilt vor allem die Stadt Cebu als Geburtsstätte des Eskrima.
Das Kali andererseits stammt vom südlichen Teil der Philippinen und das Arnis hingegen vom nördlichen Teil.
Im Grunde trainieren aber alle das gleiche: Die Filipino Martial Arts trainieren mit Waffen, vornehmlich mit dem Stock, dem Messer, Karambit, Palmstick und auch mit Schwert bzw. Machete.
Was sind die Trainingsschwerpunkte
der Filipino Martial Arts?
Ganz grob gesprochen steht das Waffentraining im Mittelpunkt der Filipino Martial Arts. Doch innerhalb dieses Waffentrainings gibt es sehr wohl Unterschiede. Und zwar einerseits darin, mit welchen Waffen man vorrangig trainiert. Und auch, in welcher Distanz man sich am wohlsten fühlt.
Welche Waffen werden vornehmlich eingesetzt?
Die Hauptwaffe ist in der Regel der Stock – damit beginnt man normalerweise sein Training, egal ob das in einer Sparte des Eskrima, des Kali oder des Arnis ist.
Und manche sehen den Stock wirklich als solchen an – sprich man nimmt wirklich die ganze Zeit an, dass man einen Stock in Händen hält und daher auch mit einer Schlagwaffe kämpft.
Für viele andere repräsentiert der Stock einfach eine ganze Reihe von unterschiedlichen Waffen. Die Idee dahinter ist, dass man nicht nur den Umgang mit dem Stock lernt, sondern auch gleichzeitig den Umgang mit Klingenwaffen wie zum Beispiel einer Machete.
Bei den meisten Filipino Martial Arts liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Man nimmt zwar an, dass es sich um einen Stock handelt, den man einsetzt, jedoch lernt man grundsätzlich auch mit Klingenwaffen und beispielsweise auch indirekt mit der einhändigen Axt umzugehen. (Und so sehen wir das auch in unserem Mitgliederbereich für Eskrima.)
Eine weitere Unterscheidung ist dann noch, wie viel Raum das Training mit dem Stock im Vergleich zu den anderen Waffen einnimmt. Bei einigen Vertretern der Filipino Martial Arts dominiert der Stock ganz eindeutig. Andere wiederum trainieren auch sehr viel mit dem Messer. Und wieder andere verwenden viel Zeit auf Klingenwaffen wie die Machete bzw. auf das Espada y Daga (= gleichzeitiger Einsatz von Schwert und Messer).
(Unser Ansatz ist der, dass der Stock zwar dominiert, wir aber auch die anderen Waffen nicht vernachlässigen möchten. Als zweite Hauptwaffe dient uns vor allem das Messer.)
In welcher Distanz wird vornehmlich trainiert?
Da gibt es große Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Vertretern der Filipino Martial Arts.
Manche wie das Balintawak Arnis bevorzugen ganz klar die kurze Distanz – auch im Stockkampf. Wieder andere hingegen verlagern sich eher auf die Langdistanz.
Meistens aber wird die mittlere Distanz trainiert, so auch im Doce Pares Eskrima und im Inosanto Kali – obwohl eigentlich niemand die anderen beiden Distanzen vollkommen vernachlässigt.
(Unser Ansatz ist jener, dass wir keine der Distanzen vernachlässigen wollen, jedoch auch etwas die mittlere Distanz betonen im Training.)
Trainiert man auch Techniken ohne Waffen?
Natürlich trainiert man in den Filipino Martial Arts auch waffenlose Techniken. Meist sagt man dazu Panantukan, obwohl der richtige Ausdruck dafür eigentlich Pangamut wäre.
Denn das Panantukan ist streng genommen nur ein Teilbereich des waffenlosen Kämpfens in den Filipino Martial Arts. Der Überbegriff dafür ist Pangamut. Und dieses Pangamut wiederum unterteilt sich in Panantukan (Filipino Boxing), Pananjakman (Filipino Kicking) und Dumog (Grappling und Hebeltechniken).
Doch darüber haben wir bereits einen Artikel hier im Blog veröffentlicht: Was ist Panantukan/Pangamut?
Die Frage ist hier wiederum, ab wann und in welchem Ausmaß das Pangamut trainiert wird in den einzelnen Sparten der Filipino Martial Arts …
Der Stellenwert des Pangamut
Manche trainieren das sehr früh und auch parallel zu den Waffentechniken. Wieder andere sind der Meinung, dass man zuerst die Waffen gut lernen sollte, bevor man mit dem waffenlosen Training anfängt.
Also eigentlich ist es in den Filipino Martial Arts genau umgekehrt wie in anderen Kampfkünsten: Man trainiert zuerst die Waffen und dann erst die waffenlose Umsetzung davon.
In den meisten anderen Kampfkünsten hingegen – so auch im Wing Chun – ist es genau andersherum: Zuerst trainiert man jahrelang bzw. jahrzehntelang das waffenlose Kämpfen und erst dann darf man zu den Waffen (welche im Wing Chun der Langstock und die Doppelmesser sind).
Die große Stärke der Filipino Martial Arts
Ich bin ein großer Fan der Filipino Martial Arts. Denn in den meisten Kampfkünsten wird das Training mit den Waffen stark vernachlässigt.
Und dabei bringt das Waffentraining großen Nutzen auch für das waffenlose Kämpfen. Unter anderem tust du damit etwas für deine Konzentration, deine optischen Reflexe und sogar für deine Schlagkraft.
Doch darüber habe ich hier schon mal geschrieben: Waffentraining? Wozu soll das gut sein?
Ich finde daher, dass die Filipino Martial Arts wie Eskrima sehr gut als zweite Kampfkunst ausgeübt werden können neben dem Wing Chun, aber auch neben dem Karate, Taekwondo etc. Und man kann auch sehr vieles davon alleine trainieren, wie z.B. diese Dinge:
- Doppelstocktraining: Der klassische 4-Count
- Eine Übung zu den 3 Distanzen im Stockkampf
- Solotraining mit dem Stock: Redondo
- Eine Geschicklichkeitsübung mit dem Stock
Viel Spaß bei deinem Training!
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