Gerade Fortgeschrittene glauben oft, dass sie unbedingt einen „Zweiten“ – sprich: gleich guten Trainingspartner – brauchen, um sinnvoll trainieren zu können.
Viele gehen deshalb noch nicht mal zum Training, wenn ihr langjähriger Trainingspartner krank ist oder was anderes vorhat. Denn mit wem bitte schön sollen sie denn trainieren?
Mit einem Anfänger? Das scheint unter ihrer Würde zu sein …
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Dies ist ein Beitrag im Rahmen der Artikelserie
„Die besten Trainingstipps für Kampfkünstler„
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Falls du genau so denkst, dann muss ich dich leider von deinem hohen Ross herunterholen:
Du kannst sehr wohl nutzbringend mit einem Anfänger trainieren. Und zwar sogar mit einem Anfänger, der das allererste Mal zum Training gekommen ist!
Und nicht nur das:
Du kannst nicht nur wunderbar mit einem blutigen Anfänger trainieren. Du kannst sogar noch etwas von ihnen lernen – und zwar sogar was Kampfkunst und Selbstverteidigung betrifft.
Ja im Ernst!
Nehmen wir das Beispiel des Wing Chun Trainings: Du wirst mit einem Anfänger natürlich kein Chi Sao oder gar irgendwelche Sektionen trainieren können.
Wenn ihr euch aber beim Training abwechselt und du an der Reihe bist, kannst du ihm beispielsweise sagen, er soll dich irgendwie angreifen und du machst dann deine Abwehr mit sofortigem bzw. gleichzeitigem Konter.
Und weißt du was passieren wird: Du wirst dir dabei viel schwerer tun als mit einem Trainingspartner, der sagen wir schon drei Jahre Wing Chun trainiert.
Denn der Anfänger wird dich nicht mit tiefem Ellbogen und vertikaler Faust angreifen. Er wird dich wahrscheinlich mit angehobenem Ellbogen und horizontaler Faust angreifen und aus Winkeln, die du mit deinen sonstigen Trainingspartnern nie trainiert hast.
Also selbst wenn ständig ein Trainingspartner „deines Niveaus“ anwesend ist, solltest du immer mal wieder auch mit Anfängern trainieren.
Denn die greifen instinktiv anders an als in deiner jeweiligen Kampfkunst üblich. Und sie geben auch nicht gleich locker nach, sondern sind steif oder drücken auch mal raus. Wahrscheinlich alles Dinge, die dein Trainingspartner sonst nie macht.
Und gleichzeitig auch Dinge, die dich in einer realen Selbstverteidigungssituation wohl auch erwarten werden. Denn die Chance ist gering, dass der Aggressor jene Kampfkunst trainiert, die du selbst auch praktizierst.
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