In meiner alten Wing Tsun Schule war man großteils der Meinung, dass man sich auf eine Sache konzentrieren sollte, wenn man Fortschritte machen will. Sprich: Man sollte nur Wing Tsun trainieren und sonst nichts.
Auch wenn das für den Anfänger gilt, so lasse ich das für den Fortgeschrittenen nicht mehr gelten. Da vertraue ich mehr auf den Rat von Bruce Lee:
„Nimm an, was nützlich ist. Lass weg, was unnütz ist. Und füge das hinzu, was dein eigenes ist.“
Doch sehen wir uns die Bedeutung dieses Zitats etwas genauer an …
Nimm an, was nützlich ist …
Wing Tsun bietet viele Vorteile – und es hat vor allem nicht zu leugnende Stärken im Nahkampf. Deshalb ist es auch meine „Basiskampfkunst“ geblieben. Ich sehe auch keinen Grund, warum sie das in Zukunft nicht auch bleiben sollte.
Dennoch habe ich mich bereits mit einigen anderen Kampfkünsten beschäftigt. Und das war auch gut so, denn jede Kampfkunst hat ihre ganz besonderen Stärken. Daher konnte ich auch immer viel dabei lernen.
Das meinte auch Bruce Lee damit, wenn er sagte „Nimm an, was nützlich ist.“ Eine bestimmte Kampfkunst wie Wing Tsun ist nämlich nicht in allem gleich gut. Der Umgang mit Waffen, sowie Dinge wie Bodenkampf und Hebeltechniken werden relativ gesehen zur Fauststoßdistanz stark vernachlässigt.
Zudem hat auch jedes System – und sogar jede Schule innerhalb der Systeme – ihre ganz eigenen Trainingsmethoden. Da gibt es allerhand, was man sich für das eigene Training abgucken kann.
Es geht nämlich nicht unbedingt darum, dass man sich Techniken von anderen abschaut. Denn Techniken gibt es in jeder Kampfkunst bereits mehr als genug. Aber so manche Trainingsmethodik ist es wert, näher betrachtet zu werden.
Lass weg, was unnütz ist …
Damit meinte Bruce Lee, dass es in jeder Kampfkunst auch Dinge gibt, die man eigentlich gar nicht brauchen würde. Es macht daher auch keinen Sinn, diese zu trainieren.
Es wäre stattdessen viel sinnvoller, sich mit jenen Techniken und Trainingsmethoden zu beschäftigen, die einen selbst voranbringen.
Dabei meinte Bruce Lee nicht unbedingt, dass es Dinge gibt, die von vornherein unnütz sind. Er meinte vielmehr, dass jeder von uns anders ist von seiner Körperstatur, seiner Kraft, Wendigkeit etc. Daher eignen sich für jeden von uns auch andere Dinge.
Insofern sollte man eher danach trachten, gewissermaßen seinen eigenen Stil zu entwickeln statt sich sklavisch an die Vorgaben einer bestimmten Stilrichtung zu halten.
Auch dieser Meinung kann ich mich durchaus anschließen. Mit einer Einschränkung: Bis man selbst gut beurteilen kann, was unnütz ist, muss man schon ziemlich fortgeschritten sein. Als Anfänger kann man ja noch gar nicht beurteilen, ob das später einmal nützlich sein wird, was man da grade trainiert.
Füge das hinzu, was dein eigenes ist
Dieser Rat ist etwas für sehr fortgeschrittene Kampfkünstler. Man muss schon wirklich sehr gut sein um beurteilen zu können, ob etwas Sinn macht, was man sich da für eine Trainingsmethode ausgedacht hat.
Und was eigens erschaffene Techniken betrifft, bin ich eher skeptisch. Denn eigentlich gibt es ohnehin schon viel zu viele Techniken, die man gar nicht braucht (siehe auch: Lass weg, was unnütz ist).
Mein Fazit:
Im Großen und Ganzen finde ich den Rat von Bruce Lee aber gut. Vor allem als Fortgeschrittener lohnt es sich wirklich, sich auch mal mit anderen Kampfkünsten auseinanderzusetzen.
Ich zum Beispiel beschäftige mich neben dem Wing Tsun vor allem mit Eskrima und Jeet Kune Do. (Trotzdem macht es meiner Meinung nach Sinn, eine Basiskampfkunst zu haben, auf die man sich vor allem konzentriert. Und es ist natürlich wie überall auch eine Zeit- und Interessensfrage.)
P.S. Hier ein weiteres Zitat von Bruce Lee: I do not hit. „It“ hits all by itself.
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