Es ist schon komisch. Da investieren hoch motivierte Leute hunderte oder gar tausende Euro pro Jahr in ihr Kampfkunsttraining. Sie besuchen Seminare, die oft viele viele Kilometer von ihrem Wohnort entfernt sind. Und zuweilen nehmen sie auch Privatstunden bei ihrem Lehrer.
Bei all der Motivation für ihre Kampfkunst sollte man glauben, dass sie dann auch zuhause noch fleißig weiterüben. Doch gefühlte 9 von 10 Leuten verneinen jedes Mal meine Frage, ob sie denn auch daheim trainieren.
Was sie dabei nicht bedenken: Die beim Seminar gezeigten Übungen und Techniken müssen vom Körper durch viele hundert Wiederholungen erst abgespeichert werden, um sie auch spontan und im richtigen Moment einsetzen zu können.
Und dieses Training geschieht nicht beim Seminar selbst, denn dafür ist nicht genug Zeit da. Dieses Training geschieht daheim im stillen Kämmerlein – oder eben wie in den meisten Fällen gar nicht.
Oder wie formulierte es Bruce Lee treffend:
Man kann dir den Weg weisen, aber gehen musst du ihn selbst
Es ist ja durchaus verständlich, wenn ein Anfänger seinen Lehrern blindlings vertraut. Denn er hat ja auch keine andere Wahl. Er muss darauf vertrauen, dass ihm seine Lehrer die grundlegenden Bewegungen und Techniken korrekt beibringen.
Und überwältigt von den vielen neuen Eindrücken weiß ein Anfänger meist auch gar nicht, wo er denn nun mit dem Training anfangen soll und ist sich auch nicht sicher, ob er es daheim überhaupt korrekt macht.
Allerdings:
Je fortgeschrittener man in seiner Kampfkunst wird, desto weniger sollte man auf seine Lehrer vertrauen.
Als Fortgeschrittener sollte man vor allem auf sich selbst vertrauen. Man selbst weiß am besten wo die eigenen Schwächen liegen und was man deshalb viel häufiger trainieren sollte.
Ich finde es schade, wenn Kampfkünstler mit einigen tausend Trainingsstunden auf dem Buckel immer noch ausschließlich ihrem Lehrer vertrauen und glauben, nur durch den Besuch von Seminaren besser werden zu können.
Sie geben dadurch ihre Entwicklung in fremde Hände statt selbst dafür zu sorgen, gut zu werden. Dabei könnten sie sehr viel höhere Fortschritte erzielen, wenn sie endlich umdenken würden …
P.S. Hier ein weiteres Zitat von Bruce Lee: Be water, my friend .. Doch was bedeutet es?
Schreibe einen Kommentar