Vor zwei Wochen habe ich behauptet, dass sich Kampfkunsttraining nicht wirklich zur Selbstverteidigung eignet.
Und letzte Woche habe ich auch noch behauptet, dass das normale Gruppentraining zu wenig ist, um wirksame Selbstverteidigung zu lernen.
Und damit stellt sich nun die Frage, was denn nun die beste Selbstverteidigung ist, die man lernen sollte?
Die Antwort ist aus meiner Sicht klar:
Trainier deine mentale Stärke!
Ich bin mir bewusst, dass das leichter gesagt ist als getan. Denn wo bitte soll man da anfangen und wie geht das konkret?
Doch der Reihe nach …
Selbstverteidigung beginnt mit Selbst-Verteidigung
Die beste Selbstverteidigung beginnt mit der Verteidigung des eigenen Selbst.
Doch um dieses geheimnisvolle Selbst verteidigen zu können, musst du erstmal wissen, wer du bist und was du genau willst.
Du musst ganz genau die Frage beantworten können,
wen und was genau du eigentlich verteidigen willst.
Wenn du dich jetzt fragst, was das bitte mit Selbstverteidigung zu tun hat, dann kann ich dir nur sagen: einfach alles.
Denn die Selbst-Verteidigung ist der Schlüssel. Ohne sie bringen dir auch tausende von Trainingsstunden in deinem Dojo oder deiner Kampfkunstschule nicht die Bohne.
Erst wenn du die Frage nach dem eigenen Selbst beantworten kannst, steht entschlossenem Handeln nichts mehr im Wege. Und davon hängt einfach alles ab, wenn es um effektive Selbstverteidigung geht.
Stellst du dir diese Frage nämlich nie, dann wirst du in bestimmten Situationen immer unsicher sein – und damit auf ewig ein Opfer bleiben.
Erst wenn du diese Frage klar für dich beantwortet hast, kannst du aufhören, dich herumschubsen und von anderen beeinflussen zu lassen. Erst dann kannst du dich in einer heiklen Situation vergewissern, ob du das wirklich willst, oder ob nur andere das von dir wollen.
Ein Beispiel:
Bist du als Frau grade mal eben nur höflich, weil es deine Erziehung von dir verlangt, dass du den Typen nicht einfach mit Nachdruck abweist? Unzähligen Berichten von Vergewaltigungsopfern zufolge kann man nämlich entnehmen, dass sie frühzeitig das Gefühl hatten, dass etwas nicht stimmt. Doch aufgrund ihrer Erziehung wollten sie nicht überreagieren und haben sich eingeredet, dass schon alles in Ordnung ist.
Wenn du dir aber ganz klar darüber bist, was DU willst und damit dein Selbst konsequent verteidigst, kannst du fast jede Bedrohung bereits im Ansatz abwenden.
Dann kannst du wem auch immer klar zu verstehen geben, wo deine Grenzen sind und, dass du diese Grenzen auch verteidigst, sollte es nötig sein.
Und DAS nenne ich mal gute Selbstverteidigung …
… wenn auch nur die zweitbeste.
Die beste Selbstverteidigung ist es,
erst gar nicht als Opfer auserkoren zu werden …
Kein Opfer mehr sein …
Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass sich Täter eben KEINE Gegner suchen. Täter suchen sich Opfer. Sie halten unbewusst nach einem schwachen Opfer Ausschau, das in ihren Augen keine Gefahr für sie darstellt.
Für dich heißt das also, dass du in deren Augen einfach kein Opfer mehr sein darfst. Und dafür sind vor allem drei Dinge nötig …
Selbstbewusstsein
Selbstbewusste Menschen sind sich ihrer Selbst ganz genau bewusst. Sie wissen was sie erreichen wollen, was sie glücklich macht und vor allem, was sie nicht wollen. (Diesen Punkt haben wir vorhin ja schon angesprochen)
Selbstakzeptanz
Die Selbstakzeptanz baut auf dem Selbstbewusstsein auf und ist so etwas wie der Boden, auf dem Selbstvertrauen wachsen kann. Man weiß, dass man Schwächen hat, sieht dies aber nicht weiter tragisch, weil auch andere Menschen Schwächen haben.
Nur wenn man sich selbst voll akzeptiert, ist man auch bereit sich – und damit auch sein Selbst – zu verteidigen.
Selbstvertrauen
Selbstvertrauen ist wie der Name schon sagt das Vertrauen in uns selbst. Man hat Vertrauen in die Fähigkeiten, die man besitzt um Probleme zu lösen und ebenso Vertrauen in die Wirkung, die man auf andere hat.
Menschen mit Selbstvertrauen sind überzeugt davon, den unterschiedlichsten Situationen gewachsen zu sein.
Fakt ist: Wer solches Selbstvertrauen ausstrahlt, wird selten zum Opfer auserkoren.
Damit sollte es dein Ziel sein, Selbstvertrauen zu entwickeln.
Das ist wahrscheinlich die beste Selbstverteidigung, die es gibt.
Doch wie strahlt man Selbstvertrauen aus?
#1 Selbstvertrauen haben
Um Selbstvertrauen auszustrahlen, sollte man zuerst einmal welches haben. Doch woher nehmen?
Wenn man selbst an einem schwachen Selbstvertrauen leidet, ist es leichter gesagt als getan, dass man selbstbewusst wirken sollte im Alltag. Es gibt dann nämlich nur wenige Dinge, die du ohne Anspannung und Nervosität machen kannst, wenn du an mangelndem Selbstvertrauen leidest.
Die gute Nachricht aber ist: Man kann auch das trainieren. Nur erfordert das eben ein wenig Aufwand.
Wenn du aber bereit dazu bist, etwas an Zeit zu investieren, dann gibt es echt klasse Übungen dazu.
99 Übungen für mehr Selbstvertrauen
#2 Selbstvertrauen ausstrahlen
Die beste Selbstverteidigung ist also, nicht mehr dem Opferbild zu entsprechen. Wir haben weiters festgestellt, dass wir dies dadurch bewerkstelligen können, indem wir ein selbstbewusstes Auftreten an den Tag legen …
… und DAS vermittelst du am besten über deine Körpersprache.
Eine der bekanntesten Studien zu diesem Thema stammt von Albert Mehrabian.
Auch wenn seine Studien nach seiner eigenen Ansicht fehlinterpretiert wurden und mit der viel zitierten Formel
7% Inhalt + 38% Mimik + 55% Körpersprache
zu vereinfachend dargestellt wurden, so zeigt sich dennoch, dass Kommunikation ohne Körpersprache zu nichts führt.
Da kann man im Selbstverteidigungskurs noch so oft üben, den Täter anzuschreien – wenn das nicht durch entsprechend selbstbewusste Mimik und Gestik begleitet wird, dann wird das auch nicht viel nützen.
Womöglich wäre Samy Molcho also ein guter Selbstverteidigungslehrer? Wer weiß …
Hier vielleicht ein interessantes Buch von ihm zum Thema Körpersprache: Alles über Körpersprache: Sich selbst und andere besser verstehen
Fazit
Somit haben wir festgestellt, dass es die beste Selbstverteidigung ist, Selbstvertrauen zu haben und dieses auch auszustrahlen.
Dazu ist es in einem ersten Schritt nötig, Selbst-Bewusstsein aufzubauen – sprich zu wissen, wer man ist und was man will. Dies ist zum einen dazu nötig, um überhaupt Selbstvertrauen erlangen zu können.
Zum anderen ist dies aber auch deshalb wichtig, weil man erst durch dieses Bewusstsein seiner Selbst klare Grenzen ziehen und sein Selbst eben auch verteidigen kann.
Sobald dieses Selbst bewusst gemacht wurde, kann man in einem nächsten Schritt mittels spezieller Übungen an seinem Selbstvertrauen und an seiner Körpersprache arbeiten.*
Die schlechte Nachricht: Es ist Eigeninitiative gefragt. Und es geht auch nicht von heute auf morgen.
Die gute Nachricht: Selbstvertrauen ist nicht nur in punkto Selbstverteidigung erstrebenswert. Es hat auch noch andere Vorzüge und macht den Alltag um vieles besser.
*(Allerdings sei davor gewarnt bei bestehenden psychischen Problemen. In diesem Fall solltest du besser einen Therapeuten / Arzt konsultieren.)
P.S.
Wenn du an effektivem Selbstverteidigungstraining interessiert bist, dann könnte unser Selbstverteidigungskurs etwas für dich sein 😉
Bild: MAXPICS - de.clipdealer.com
Schreibe einen Kommentar