Was die Selbstverteidigung gegen Messer betrifft, gehen die Meinungen stark auseinander:
Die einen sind der Meinung, dass man das gar nicht trainieren kann und die einzig sinnvolle Messerabwehr sei es, davonzulaufen.
Wieder andere sind der Meinung, dass man die Selbstverteidigung gegen Messer genauso lernen kann wie alles andere auch.
Ich liege mit meiner Meinung irgendwo in der Mitte. Zum einen glaube ich, dass wir nie hundertprozentige Sicherheit erlangen werden – und zwar unabhängig davon wie viel Training wir investieren. Andererseits glaube ich, dass man bei entsprechend gutem Training sehr wohl eine Chance hat gegen jemanden, der ein Messer zückt.
In diesem Beitrag verrate ich dir deshalb, WIE man die Selbstverteidigung gegen Messer sinnvoll trainieren kann …
Das Wichtigste zuerst:
Trainiere variantenreich!
Die erste Regel in der Kampfkunst sollte es generell sein, dass man variantenreich trainiert. Man kann keine Kampfkunst und keinen Kampfsport der Welt allein durch fixe Anwendungen erlernen. Denn Anwendungen sind nur eine von sieben Möglichkeiten, die du hast, wenn du die Selbstverteidigung gegen Messer trainierst …
#1 Anwendungen
Mit fixen Anwendungen meine ich, dass der Trainer ganz genau vorzeigt, was man gegen einen bestimmten Angriff des Gegners tun soll, wie man das abwehrt und wie man kontert, und man das dann hunderte Male wiederholt bis die nächste Anwendung dran ist.
Das gehört zwar zum Training dazu, aber es sollte damit auf keinen Fall enden!
Denn überleg mal: Du müsstest jede Anwendung mindestens tausend Mal trainieren bis du sie kannst. Und dann müsstest du die nächste Anwendung tausend Mal trainieren, und dann die nächste … Und jedes Mal, wenn der Angriffswinkel verändert wird, müsstest du das wieder tausend Mal trainieren.
Das ist ganz sicher nicht zielführend …
Deshalb solltest du das Training von Anwendungen unbedingt durch andere Trainingsmethoden erweitern. Und das gilt für das Erlernen des waffenlosen Kämpfens zum Beispiel im Wing Chun oder im Panantukan genauso wie für die Selbstverteidigung gegen Messer.
Anwendungen bieten natürlich auch Vorteile – speziell für Anfänger. Aber als Fortgeschrittener sollte man sich immer mehr davon lösen und eher üben, sich auf den Gegner einzustellen und auf seine Aktionen zu reagieren. Starre Anwendungen allein machen dich nämlich nicht selbstverteidigungsfähig. Schon gar nicht, wenn ein Messer im Spiel ist.
Doch versteh mich bitte nicht falsch! Anwendungen sollten unbedingt AUCH trainiert werden. Es ist sogar sinnvoll, genau damit zu BEGINNEN. Nur man sollte halt hier nicht stehen bleiben.
Aber gut: Was haben wir denn noch außer Anwendungen für Möglichkeiten, die Selbstverteidigung gegen Messer zu trainieren? …
#2 Drills
Drills sind eine super Möglichkeit, um viele Wiederholungen in kurzer Zeit zu absolvieren. Außerdem baut man dadurch mit der Zeit Sicherheit im Umgang mit dem Messer auf, lernt alles zu koordinieren und arbeitet daran, die Bewegungen auch noch bei hoher Geschwindigkeit korrekt ausführen zu können.
Und wenn man darüber hinaus in die Drills noch Entscheidungspunkte einbaut, dann kann man außerdem seine Reaktionen und Reflexe optimal trainieren.
Mit Entscheidungspunkten meine ich, dass man an einem bestimmten Punkt innerhalb des Drills sich entscheiden kann, ob man als nächstes von jener Richtung in einem bestimmten Winkel angreift oder ob man von einer anderen Richtung einen bestimmten Angriff macht.
Damit weiß der Trainingspartner nie ganz genau, welcher Angriff genau als nächstes kommt. Und dennoch ist das Training zu einem hohen Grad strukturiert.
Ich sehe das als einen sehr schönen nächsten Schritt zum Anwendungstraining, den ich dir wirklich ans Herz lege.
(Übrigens: Wir veröffentlichen bald ein 12-monatiges Trainingsprogramm zur Selbstverteidigung gegen Stock und Messer. Dort erhältst du dann ganz genaue Anleitungen für dein Training. In diesem Beitrag geht es mir mal um grundsätzliches Verständnis was das Training von Selbstverteidigung gegen Messer betrifft.)
#3 Freie Übungen
Was ich dir in einem nächsten Schritt ans Herz lege ist, dass du die Selbstverteidigung gegen Messer etwas freier trainierst.
Und damit meine ich nicht nur, dass man einfach unterschiedliche Dinge ausprobiert, man sich einfach angreift und schaut, ob man schon eine Chance hätte.
Das kann zwar auch ganz sinnvoll sein von Zeit zu Zeit, aber mir geht es hier um etwas strukturiertere freie Übungen – auch wenn sich das auf den ersten Blick etwas widerspricht 🙂
Was ich damit meine ist, dass man gewisse Regeln festlegt, was getan werden darf und was nicht und sich beide Trainingspartner daran halten. Ziel dieser Übungen ist es dann nicht, dass man den anderen besiegt und sein Ego bekräftigt. Ziel ist es vielmehr, dass beide Trainingspartner besser werden und was lernen.
Dabei kann man diese „freien“ Übungen bewusst sehr langsam gestalten, indem man sich in Zeitlupentempo angreift und zum Beispiel mal nur übt, mit dem Körper (und eben wirklich ohne Einsatz der Hände) auszuweichen.
Oder man schnappt sich ein weiches Trainingsmesser und greift den Trainingspartner in vollem Tempo an – jedoch hat man die Vorgabe, dass man zum Beispiel nur zum Körper angreifen darf. Oder man konzentriert sich darauf, die Unterarme zu attackieren. Der Trainingspartner möchte dies natürlich unbedingt verhindern und lernt dadurch richtig und schnell zu reagieren.
#4 Der Umgang mit dem Messer
Ich bin überzeugt davon, dass man die Selbstverteidigung gegen Messer nur dann wirklich lernt, wenn man auch ein wenig mit der Waffe selbst umgehen kann. Denn man braucht unbedingt ein gewisses Gefühl für die Waffe. Man muss wissen, was alles damit möglich ist und man lernt auch die Distanz viel besser einzuschätzen, wenn man selbst hin und wieder mit dem Messer trainiert hat.
Und auch hier kann man das Training wieder sehr variantenreich gestalten. Man könnte zuerst ein Solotraining absolvieren und dabei Schritte mit einbauen. Danach könnte man ebenso Anwendungen und Drills trainieren und in weiterer Folge immer freier werden in seinem Training.
Und für ganz Eifrige bietet es sich natürlich an, eine Waffenkampfkunst an sich zu lernen. Ein Beispiel dafür wäre die philippinische Waffenkampfkunst Eskrima, die du ebenfalls durch unsere Unterstützung online lernen kannst.
(Dort ist die Hauptwaffe allerdings nicht das Messer, sondern der Stock. Das Messer nimmt aber dennoch eine wichtige Stellung ein im Eskrima.)
#5 Unterschiedliche Bedrohungssituationen trainieren
Selbst wenn wir das Training von Anwendungen als Beispiel hernehmen, sollten wir das auf unterschiedliche Art und Weise trainieren.
Zum einen bietet es sich natürlich an, dass man die Abwehr gängiger Messerangriffe trainiert wie einen Stich zum Bauch bzw. von oben herab.
In weiterer Folge könnte man aber auch die Bedrohung mittels Messer trainieren. Das heißt ein Aggressor hat uns (noch) nicht angegriffen mit dem Messer, sondern bedroht uns damit.
Oder wir möchten es bereits im Ansatz verhindern, dass der Aggressor überhaupt sein Messer zieht. Denn auch das können wir bis zu einem gewissen Grad trainieren.
Und es ist wirklich sinnvoll, all das in seinem Training zu berücksichtigen und sich nicht nur auf den ersten Punkt – also auf die Abwehr gängiger Messerangriffe – zu beschränken, wenn man zuhause oder in seiner Kampfkunstschule die Selbstverteidigung gegen Messer trainiert.
#6 Taktiles Reagieren
Es ist natürlich beim Messer erstmal wichtig, dass man optisch zu reagieren lernt und, dass das Timing und die Distanzeinschätzung passen.
Doch wenn man Kontakt mit dem gegnerischen Arm aufgenommen hat – und man daher schon sehr nah am Gegner ist – kommen auch taktile Reflexe ins Spiel.
Und mit taktilen Reflexen meine ich, dass man die Intentionen des Aggressors zu erspüren lernt. Es geht hier als nicht darum, optisch wahrzunehmen, was der andere als nächstes macht. Vielmehr verlässt man sich auf seine Fühlrezeptoren in seiner Haut und verhindert dadurch, dass der andere uns mit dem Messer treffen kann.
Der Vorteil von diesem Taktilen Reagieren ist, dass es weniger anfälllig ist für Finten. Und außerdem funktioniert es bei entsprechendem Training außerdem viel schneller als optisches Reagieren. Natürlich werden wir in unserem umfangreichen Kurs auch auf diesen Aspekt umfassend eingehen.
#7 Weitere Sicherheit erlangen
Wenn es um die Selbstverteidigung gegen Messer geht, dann stehen die meisten dem Thema Entwaffnung eher skeptisch gegenüber.
Und es stimmt natürlich: In einer Gefahrensituation geht es sehr chaotisch zu und alles läuft sehr schnell ab. Da sollte man sich nicht darauf konzentrieren, dass man den Gegner entwaffnet oder ihn gar in einen Hebel zu nehmen versucht.
Dennoch kann es für Fortgeschrittene (nicht für Anfänger!) sinnvoll sein, wenn sie sich damit etwas beschäftigen. Denn dadurch bekommst du immer mehr Gefühl für das Messer und erhältst dadurch auch mehr Sicherheit.
Und wenn man es viel trainiert, dann geschieht mit der Zeit alles sehr automatisch – versteifen sollte man sich sowieso nicht darauf.
… … … … …
Das waren sie also: 7 Möglichkeiten um die Selbstverteidigung gegen Messer zu trainieren.
Habe ich irgendetwas vergessen? Lass es mich doch in den Kommentaren wissen, wenn dem so ist. 😉 Und lass mich auch wissen, was du vom Training mit Messer hältst. Trainierst du selbst die Verteidigung gegen Messer oder hast du dich damit noch nicht so wirklich beschäftigt?
Ich jedenfalls bin ein sehr großer Fan des Messertrainings und da vor allem auch des Trainings in punkto Selbstverteidigung gegen Messer.
Und da ich mich schon jahrelang teils intensiv damit beschäftige, habe ich nun ein 12-Monats-Programm entwickelt, dass ich dir nicht vorenthalten will. Wir werden es demnächst veröffentlichen. (Update: Mittlerweile haben wir es veröffentlicht: Selbstverteidigung gegen Messer & Stock) Hier siehst du schon mal, was dich darin alles erwartet:
Monat 1
- Theoretische Grundlagen und Regeln zur Messer- und Stockabwehr
- Grundlegende Anwendungen und Übungen zur Messerabwehr
- Grundlegende Anwendungen und Übungen zur Stockabwehr
- Grundlegendes Fauststoßtraining (Man sollte sich nicht allein auf die Abwehr von Messerangriffen konzentrieren. Der eigene Fauststoß sollte stark genug sein, um den Gegner umzuhauen. 😉
- Grundlegende Schrittarbeit zur Abwehr von Messer und Stock
Monat 2
- Weitergehende Anwendungen und Übungen zur Messerabwehr
- Weitergehende Anwendungen und Übungen zur Stockabwehr
- Weitergehendes Fauststoßtraining
- Grundlegender Umgang mit Messer und Stock (Solotraining)
Monat 3
- Weitergehende Anwendungen und Übungen zur Messerabwehr
- Grundlegende Drills und freie Übungen zur Messerabwehr
- Grundlegende Drills und freie Übungen zur Stockabwehr
- Freie Übungen zu richtigem Bewegen gegen Messer und Stock
- Sinawali Drills mit und ohne Trainingspartner
Monat 4
- Anwendungen gegen Messerbedrohungen
- Freie Übungen zum Thema „Nachgeben mit dem Körper“
- Weitere Drills und Übungen
- Point Fighting (einfache Sparringübungen) mit dem Messer
- Point Fighting (einfache Sparringübungen) mit dem Stock
Monat 5
- Training von Give Backs gegen Messer
- Anwendungen zur Abwehr gegen Messerangriffe im Reversgriff
- Weitere Drills und Übungen
- Grundlegendes Training Messer gegen Messer
Monat 6
- Hubud Drill gegen Messer und gegen Stock
- Grundlegende Drills Messer gegen Messer
- Grundlegendes Training Stock gegen Stock
Monat 7
- Trapping-Drills gegen Messer
- Grundlagen des Trappings Messer gegen Messer
- Grundlagen des Trappings Stock gegen Stock
Monat 8
- Weitere Trapping-Drills gegen Messer
- Verteidigung mit Regenschirm und Gehstock
- Verteidigung mit Alltagsgegenständen und Kubotan
Monat 9
- Fortgeschrittene Anwendungen und Übungen: Abwehr von Finten mit dem Messer
- Fortgeschrittene Drills zur Messerabwehr
- Üben von Entwaffnungen gegen Stock
Monat 10
- Üben von Entwaffnungen gegen Messer
- Üben von Hebeltechniken gegen Messer
Monat 11
- Fortgeschrittene Übungen zu Entwaffnungen am Körper
- Grundlagen des taktilen Reaktionstrainings
- Messerangriffe im Ansatz verhindern
Monat 12
- Schulen der Aufmerksamkeit
- Weiterführung des taktilen Reaktionstrainings
- Die Grundlagen der Pistolenabwehr
BONUS:
- Weitere Ideen für dein Training
- Verteidigung gegen weitere Waffen
- Anwendung des Gelernten im waffenlosen Kampf
PS:
In diesem Video ab Minute 5 zeige ich ein paar Ideen zum Training in punkto Selbstverteidigung gegen Messer. Natürlich befindet sich alles davon in diesem Kurs – und zwar Schritt für Schritt erklärt:
Hans V Dampf meint
Ich trainiere seit über 20jahren verschiedene Sachen, früher Wing tsun,dann etf escrima,balintawak, vor einem Viertel Jahr habe ich mit silat suffian Bela diri angefangen,sprich Machete und Messer, meine balintawak Sachen trainiere ich nur noch für mich alleine…