Neulinge in Sachen Selbstverteidigung äußern sehr häufig folgenden Wunsch ihrem Trainer / ihrer Trainerin gegenüber:
Ich möchte mich nur selbst verteidigen können, dabei den Angreifer aber nicht verletzen.
Doch ist das möglich? Kann man es einem Anfänger zumuten, Techniken zu lernen, die einen wild gewordenen Aggressor bloß in die Schranken verweisen, ihn aber in keiner Weise verletzen werden?
Ist es also realistisch möglich, einem Anfänger Selbstverteidigung in Form von Hebeltechniken und Festhaltegriffen zu zeigen?
Wenn du meine Meinung zu diesem Thema wissen willst:
Ein Anfänger kann sich nie im Leben erfolgreich zur Wehr setzen, wenn er / sie nicht dazu bereit ist, dem Aggressor Schaden zuzufügen.
Falls du mir nicht glaubst, dann versuch doch mal im Training (mit entsprechender Schutzausrüstung natürlich) dich gegen chaotische und in vollem Tempo ausgeführte Schläge zur Wehr zu setzen – eben ohne deinerseits den Versuch zu starten, den Gegner ernsthaft zu treffen. Du darfst nur versuchen, ihn ruhigzustellen indem du ihn zum Beispiel in einen Hebel nimmst.
Deine Erfolgsaussichten: Sofern du nicht bereits tausende von Trainingsstunden hinter dir hast praktisch NULL.
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Wenn du demnach realistische Selbstverteidigung lernen willst, dann musst du zuerst mal eine realistische Sicht auf die Dinge bekommen.
Und da ist leider zu sagen: Vieles, was dir in einer Kampfkunst gezeigt wird, funktioniert auf der Straße nicht. Oder zumindest: Es funktioniert für einen Anfänger oder nur leicht Fortgeschrittenen nicht.
Manches, was man in einer Kampfkunst lernt, kann man realistisch erst nach vielen Jahren des Trainings einsetzen. Dazu zählen auch die meisten Hebeltechniken, die in vielen Kampfkünsten bereits Anfängern gezeigt werden.
Der Grund, warum viele Kampfkünste daher für einen Anfänger nur bedingt funktionieren ist der, dass sie oft ein anderes Ziel verfolgen als den Schüler sofort selbstverteidigungsfähig zu machen. Sie sind oft auf Jahrzehnte ausgerichtet und verfolgen dabei eben ein Ziel, das weit in der Ferne liegt.
Besonders innere Kampfkünste mögen für jemanden sehr effektiv sein, der die jeweilige Kampfkunst bereits gemeistert hat. Doch die ganzen Energieübungen, die man anfangs lernt, nützen dem Anfänger nur wenig in Sachen Selbstverteidigung.
Kein Wunder also, dass immer wieder Selbstverteidigungskurse angeboten werden obwohl es so viele Kampfkünste und Kampfsportarten gibt. Sie verfolgen eben nur auf den ersten Blick das selbe Ziel.
Meine Einstellung daher in Sachen Selbstverteidigung: Zuerst das Überleben, dann die Kunst
Wenn man erstmal gelernt hat, sich realistisch zur Wehr zu setzen, dann haben auch Hebeltechniken ihre Berechtigung – aber eben genau in dieser Reihenfolge und nicht umgekehrt 😉
P.S. Du interessierst dich für Selbstverteidigung?
Wenn du dich für realistische Selbstverteidigung interessierst, dann kannst du dich hier schlau machen:
Blogartikel:
- Selbstverteidigung – Was umfasst das genau?
- Gewalt gegen Frauen: 5 Täterklischees, die du endlich vergessen solltest
Buch:
- Notwehrrecht in der Praxis – ein Handbuch für Kampfkünstler (auch im Notwehrrecht steht nirgends, dass man den Angreifer keinesfalls verletzen darf)
Onlinekurs:
- Selbstverteidigung lernen – Schritt für Schritt (derzeit 33% Rabatt auf diesen umfangreichen Kurs in Sachen realistische Selbstverteidigung)
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