Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Zum Teil ist das ja auch gut so. Wenn es nicht auch positive Seiten hätte, wäre das wohl nicht in unseren Genen einprogrammiert. Doch im Falle deines Kampfkunsttrainings ist dies sehr hinderlich.
Denn unsere Gewohnheiten hindern uns im Training daran, dass wir neuen Übungen und Trainingsmethoden eine Chance geben. Aus diesem Grund haben viele Kampfkünstler auch nur ein paar Lieblingsübungen, die sie immer wieder ausführen. Und auch viele Trainer lassen ihre Schützlinge in jeder Trainingsstunde im Großen und Ganzen dasselbe trainieren.
Nur eines ist klar: Dies hindert dich unter Garantie daran, größtmögliche Fortschritte zu machen …
Die Sachen, die man meistens trainiert, sind auch genau die, wo deine ausgeübte Kampfkunst besonders gut ist. Taekwondo-Leute trainieren Kicks, Krav-Maga Übende trainieren Schwachpunkte des Gegners anzugreifen. Und Wing Chunler verbringen schier endlose Stunden mit Chi Sao Training (ein spezielles Training, das taktile Reflexe im Unterarm aufbauen soll – Details zu den wichtigsten Wing Chun Begriffen kannst du hier nachlesen).
So weit so gut. Doch das Ganze birgt zwei Probleme:
#1 Du bist nur in einem Teilbereich gut
Der Taekwondo Kämpfer, der immer nur Kicks trainiert, wird große Probleme haben in der Fauststoßdistanz.
Und der Wing Chun Kämpfer, der immer nur Chi Sao trainiert, wird präzisen Tritten eines Angreifers nichts entgegenzusetzen haben.
Möchte man aber ein kompletter Kampfkünstler sein, dann genügt es nicht, immer nur einen Teilbereich zu trainieren. Es schadet natürlich keineswegs eine besondere Stärke zu haben, die man in einem Kampf ausnützen kann.
Doch man sollte die anderen Bereiche nicht völlig vernachlässigen. Ein Wing Chun Praktizierender sollte daher neben dem Chi Sao auch die Langdistanz mit Tritten und optischem Reagieren trainieren. Und er/sie sollte sich mit voranschreitendem Können auch etwas mit Grappling und Bodenkampf beschäftigen.
#2 Womöglich bist du noch nicht mal in diesem einen Teilbereich gut
Wenn du als Wing Chun Kämpfer Chi Sao immer auf dieselbe Art und Weise trainierst – beispielsweise immer nur deine Sektionen herunterspulst – dann wirst du diese Fähigkeit schwer auf andere Situationen übertragen können.
Es gibt nämlich auch viele andere Methoden, deine taktilen Reflexe zu trainieren – Chi Sao Sektionen sind nur eine Möglichkeit hierzu. Und die Forschung zeigt, dass wir uns nicht so leicht tun, Wissen und Fähigkeiten auf andere Bereiche zu übertragen.
Und auch ein Kampfkünstler, der vor allem Tritte trainiert, sollte dies auf unterschiedlichste Weise tun. Mal frei in die Luft, mal gegen einen Boxsack oder gegen eine Pratze. Und vor allem auch gegen ein sich bewegendes Ziel.
Erst durch dieses vielfältige Training werden die Fähigkeiten spontan einsetzbar in einer Kampfsituation. Ansonsten bleiben sie nur tote Techniken, die man in einer richtigen Kampfsituation nicht anwenden kann ..
P.S.
Dies ist ein Beitrag im Rahmen der Serie „Die besten Trainingstipps für Kampfkünstler“
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