Die Rede ist hier von dem wahrscheinlich bekanntesten Samurai überhaupt: Miyamoto Musashi, der von 1584 bis 1645 gelebt hat und vor allem durch sein Buch „Fünf Ringe – Die Kunst des Samurai-Schwertweges“ bekannt ist.
Dieses Buch ist es auch, dass ich dieser Tage gelesen habe. Und ich möchte ein paar Dinge daraus zitieren und darlegen, was wir selbst für unser Kampfkunsttraining und auch in punkto Selbstverteidigung daraus lernen können.
Genauer gesagt, sind es 5 Dinge, die wir von Miyamoto Musashi lernen können:
#1 Das wichtigste ist regelmäßiges und konsequentes Training
Wie heißt es so schön: Von nichts kommt nichts! Wenn wir nicht regelmäßig Zeit in unser Training investieren, dann werden wir nie gute Kampfkünstler.
Miyamoto Musashi drückte es in seinem Buch der fünf Ringe so aus:
Sei eifrig in der Übung des (Schwert-)Weges
Vor allem ist es das unermüdliche Studium der Kampfkunst, das fortwährende praktische Bemühen um den wahren Weg, wodurch die eigene Hand an Überlegenheit gewinnt und man die anderen darin übertrifft, dass man mit dem Auge besser sieht als sie, und da man darüber hinaus durch die stete Übung einen dem eigenen Willen nach Belieben folgenden Körper erhält, wird man die anderen auch körperlich, ja, mit einem an dem Weg gestählten Herzen auch geistig besiegen.
#2 Befasse dich auch mit anderen Kampfkünsten
Das finde ich dann doch bemerkenswert. Das Buch hat Musashi ja schon vor fast 400 Jahren geschrieben. Und schon damals war er der Ansicht, dass man sich nicht nur mit seiner eigenen Kampfkunst, sondern auch mit den anderen Kampfkünsten befassen sollte.
Man sollte sich ganz genau die Stärken und Schwächen einer jeden Kampfkunst ansehen und Schlüsse für sein eigenes Training daraus ziehen.
Daraus ergibt sich aber auch die Erkenntnis, dass nicht nur die anderen Kampfkünste aus Stärken und Schwächen bestehen, sondern auch die eigene. Nichts ist perfekt.
(Allerdings gilt dieser Rat erst für den Fortgeschrittenen. Den Anfänger würde es mehr verwirren als nutzen sich mit unterschiedlichen Kampfkünsten gleichzeitig zu befassen.)
Miyamoto Musashi drückte es an einer Stelle des Buches so aus:
Befasse dich mit den anderen Künsten. Wenn man den anderen nicht wirklich kennt, wird man nur schwer zur Kenntnis seiner selbst gelangen.
#3 Durch Abwehren alleine kann man keinen ernsten Kampf gewinnen
Viele kommen das erste Mal in eine Kampfkunstschule, weil sie lernen wollen sich zu verteidigen. Dabei wollen sie den Gegner möglichst nicht verletzen.
Doch Fakt ist: Wenn du nur an das Verteidigen denkst und nicht an das Angreifen, dann hast du schlechte Karten. Dies gilt im übrigen besonders für Anfänger und auch für leicht Fortgeschrittene. Diese sollten sich eher an das Motto halten: Angriff ist die beste Verteidigung (sofern es eben keinen anderen Ausweg mehr gibt).
Miyamoto Musashi fasste es in folgende Worte:
Wer das Schwert so hält, dass er jeweils nur an das Parieren oder Blockieren, an das Daranbleiben oder Nachsetzen denkt, wird zu dem letzten Hieb nicht imstande sein.
#4 Sei aufmerksam und nutze peripheres Sehen im Kampfgeschehen
Wenn man sich bloß auf seinen unmittelbaren Gegner konzentriert, kann einem leicht entgehen, dass mich einer seiner Freunde gerade von der Seite attackiert.
Und selbst bei nur einem Gegner macht Anstarren auch den restlichen Körper starr. Und wenn wir eines in einer ernsthaften Konfrontation so gut es geht beibehalten sollten, dann ist es ein Mindestmaß an Lockerheit.
Hier einige Anekdoten von Miyamoto Musashi zu diesem Thema:
Ohne die Augäpfel zu bewegen, soll man beide Seiten rechts und links im Blick behalten.
Das Langschwert des Gegners kennt man, aber man sieht es nicht, nicht im geringsten.
Wenn man eine Sache zuverlässig beherrscht, braucht man nicht wirklich hinzustarren. Die stete Übung hat ihn dahin gebracht, dass er es sozusagen unwillkürlich wahrnimmt.
In der Schlacht wie im Einzelkampf hat der Blick aufs Kleine nichts zu suchen. Wie zuvor schon dargelegt, besteht die Gefahr, dass man im Hinschauen auf Engbegrenztes die großen Dinge aus dem Auge verliert.
#5 Kampfgeist ist eine sehr wichtige Fähigkeit in der Selbstverteidigung
Ein technisch versierter Kampfkünstler kann einem Wirtshausschläger schnell unterlegen sein, wenn er sich vor lauter Angst in die Hose macht und komplett erstarrt in einer ernsten Situation.
Deshalb kann es ratsam sein, auch seinen Kampfgeist von Zeit zu Zeit zu trainieren. Auch wenn Sparring in manchen Kampfkünsten wie zum Beispiel auch im Wing Chun nicht unbedingt üblich ist, so sollte man dennoch drüber nachdenken, ob man es nicht hin und wieder in sein Training integriert (nur so als Beispiel).
Miyamoto Musashi hat so über den Kampfgeist geschrieben:
Auf dem Schwertweg sollte die innere Haltung die gleiche sein wie sonst. Ob im Alltag, ob im Kampf, unverändert bewahre man sich einen offenen, geraden Sinn, sei weder übermäßig angespannt noch irgend nachlässig.
Auch im Einzelkampf ist es wünschenswert sich vorzustellen, man befinde sich in der Lage des Gegners; solange man sich daran klammert, dass jedermann die Kampfkunst beherrsche, mit der Schwerttechnik brilliere, in den kriegerischen Fertigkeiten überlegen sei, solange ist man bereit, sich jedenfalls besiegen zu lassen.
In der Kampfkunst ist wichtig allein der hauptsächlich auf das Herz des anderen gerichtete Blick.
Schnelligkeit in der Kampfkunst hat mit dem wahren Schwertweg nichts zu tun. Wer den Weg beherrscht, wird nie schnell erscheinen. Diejenigen, die eine Sache beherrschen, wirken in all ihren Bewegungen gelassen; sie geraten nie aus dem Takt. Was auch immer sie tun, es ist ihnen nicht anzusehen, dass sie es etwa eilig hätten.
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Aus dem Buch:
Fünf Ringe – Die Kunst des Samurai Schwertweges
von Miyamoto Musashi
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